Butterfly on a Wheel
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Schätze der Stones ausgegraben
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Berliner Coverband „Butterfly On A Wheel“ gastiert in der Wimsener Kulturmühle
Eine Rockgruppe mit fast minimalistischer Ausstattung. „Butterfly On A Wheel“,
von rechts: am Bass Heike Becker, Akustikgitarre Hans Rohe,
auf der Cajón sitzend Ilka Posin und am E-Piano Karl Neukauf.
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Anton Munding Wimsen sz
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Zum Einstieg fragte Kurator Dietmar Schrade seine Gäste, wer denn schon mal auf einem „Stones-Konzert“ gewesen sei. Da gingen dann doch etliche Hände nach oben. Nur vereinzelt meldeten sich Gäste, die schon Coverbands der Altrocker live gehört hatten. Allen versprach Schrade einen Abend an dem, auch von Jagger und Co, selten aufgeführte Stücke zu Gehör kommen. Und wahrlich: es waren viele musikalische Perlen, die die Berliner Band auf ihre ganz besondere Art den Mühlenbesuchern auftischte.
Mit ihrem Starttitel „Sing This Song All Together“ aus dem 1967 veröffentlichten Album „Their Satanic Majesties Request“ zeigte „Butterfly on a Wheel“ gleich, wohin die musikalische Reise gehen sollte. Eigenwillig, doch das Original nicht verleugnend, zupfte und strich Hans Rohe stahlklar seine Akustikgitarre. Mit seiner angenehmen Countrystimme gab er dem Stück seine eigene Prägung. Fetzig und melodiös mit „Sitting On A Fence“ ging die Reise durch die Sechziger Jahre weiter.
Die ganz besondere Stimme der Band hat Ilka Posin. Wenn sie den Part von Mick Jagger singt, gibt es Gänsehaut und wird das Feminine der oft machomäßig aufgeführten Songs wohltuend hörbar. Mit ihrer Kistentrommel, dem am Boden liegenden Tamburin und dem Splash-Becken gibt sie unaufdringlich, aber prägnant den Rhythmus vor. Daneben schlägt, hackt und rutscht Karl Neukauf über die Tasten des E-Pianos und gibt den Stücken, die im Original-Klavier frei aufgeführt werden, seine Note. Mit seinem Gesang deckt er das Schrille, aber auch besonders sonore Teile ab. Etwas abseits steht Heike Becker mit dem E-Bass. Ruhig und fast in höhere Sphären entrückt, zupft sie die dicken Saiten und macht einen satten Hintergrund.
Im Wechsel erzählen Karl und Hans, dass viele der von ihnen gespielten Stones-Titel B-Seiten von Vinyl-Singles beziehungsweise die B-Seiten oft die großen Hits waren. So sind diese Songs auch unter Fan eher unbekannt. Auch Anekdoten, Skandalstories und Entstehungsgeschichten der Songs geben die zwei an ihr Publikum weiter. Musikalisch und technisch sind alle vier erste Klasse und als Band perfekt aufeinander eingespielt. Als es dem Ende zugeht und dann „Let´s Spend A Night Together“ und „Ruby Tuesday“ von der Bühne klingen, greift die Erkenntnis ums sich: zu einem guten Stone-Konzert braucht es kein „Satisfaction“, keinen „Jumping Jack“ und auch keine „Honky Tonk Women“.
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Gute zwei Jahrzehnte der Rolling Stones Literatur wurde durchstreift und jedem wird klar: das ist Musikgeschichte und da liegen noch viele Schätzchen verschüttet. Angetreten sind „Butterfly on a Wheel“ mit dem Anspruch, dem Publikum diese Raritäten und vergessene Perlen näher zu bringen. In der Wimsener Kulturmühle haben sie begeisterten Beifall geerntet und bestimmt so manchen ehernen Stonesfan zum Wühlen in den alten Plattenkisten animiert.
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Zum Bandnamen „Butterfly on a Wheel“ schreibt Ilka Posin auf ihrer Netzseite: Der Bandname (zu deutsch: „mit Kanonen auf Spatzen“), in Anlehnung an einen im Jahr 1967 veröffentlichten Artikel der britischen „Times“ (zur Verteidigung der vor Gericht stehenden Bandleader Jagger/Richards) versinnbildlicht einen unprätenziös-folkloristischen Stil, mit dem „Butterfly on a Wheel“ Stimmungen der ausgewählten Jagger/Richards Songs aufgreift, mitunter mutig verändert, um die Kompositionen der „Glimmer Twins“ in neuem Glanz strahlen zu lassen.
WIMSEN
Das Publikum pfiff, johlte und applaudierte
Wer noch kein Stones-Fan war, konnte es am Samstag werden: In der Wimsener Mühle begeisterten „Butterfly on a wheel“ mit genialen Coversongs.
SABINE HERDER | 26.09.2016
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Auch beim vorletzten Konzert der Kultursaison in der Wimsener Mühle bewies Didi Schrade wieder ein gutes Händchen in Sachen Programmgestaltung: Mit der Berliner Band „Butterfly on a wheel“ überraschte er die Gäste mit einer wirklich „anderen“ Stones-Coverband. Anders ist die Combo schon allein deshalb, weil keiner der Musiker auf der Bühne steht und versucht, Mick Jagger zu geben – was in aller Regel ja auch zu einer clownesken Farce gerät. Anders ist „Butterfly on an wheel“ aber auch in der Auswahl ihrer Rolling-Stones Coversongs. Wer am Samstagabend in Wimsen Ohrwürmer wie „Jumping Jack Flash“, „Angie“ oder „Satisfaction“ erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Band hat‘s mehr mit den Balladen der Stones und auch hierbei mehr mit den „B-Seiten“ der alten Singles: Es sind die unbekannteren Stücke aus der Feder von Jagger und Richards, denen „Butterfly on a wheel“ musikalisch Tribut zollt. Sie starten mit „Sing this song all together“.
Die Instrumentierung der Songs durch Akustikgitarre (Hans Rohe), Fender Bass (Heike Becker), sparsame Percussions (Ilka Posin) und Piano (Karl Neukauf) verhelfen den alten Perlen der Rock-Veteranen zu einem neuen, samtigen Glanz. Einfühlsamer Gesang, abwechselnd oder auch mehrstimmig von Ilka Posin, Hans Rohe und Karl Neukauf, trägt viel dazu bei, dass die Stones-Schätze der unbekannten B-Seiten mit „Butterfly on a wheel“ zu überraschend intensiven und fesselnden Hinhörern werden.
Ein unaufgeregtes Konzert war es, das die vielen Gäste am Samstag in der Wimsener Mühle genossen. Und eines, bei dem auch „Nicht-Stones-Fans“ die große musikalische Bandbreite der Rolling Stones anerkennen müssen: Rock, Pop, Blues, Country, Dancefloor und selbst Fusion-Elemente finden sich in diesen unbekannteren Stones-Juwelen, von „Butterfly on a wheel“ perfekt interpretiert. Ein mitreissendes „Sittin on a Fence“, ein von Ilka Posin wundervoll hingehauchtes „Beast of Burden“, das bluesstarke „Love in Vain“ und das grandios dargebrachte „She‘s a Rainbow“ finden in der Mühle ebenso andächtige wie angenehm überraschte Zuhörer. Beim Titel „Emotional rescue“ stimmt das Publikum mit einem rhythmischen „Uh-u-u-uhh“ gerne mit ein.
Mit Ilka Posins starker Performance auf dem Cajon fehlt niemandem im Saal ein Schlagzeug, dazu glänzt Heike Becker an der Bassgitarre. Rhythmisch, erdig und mit Tiefgang komplettierten Hans Rohes virtuoses Gitarrenspiel und Karl Neukaufs perfektes Piano dieses einzigartig „andere“ Stones-Feeling.
Begeistert pfiff, johlte und applaudierte das Publikum nach der letzten Ballade „Waiting on a friend“. Kein Abschied also ohne Zugabe, und von denen gab‘s noch zwei, mit insgesamt drei Stücken, welche die Vielseitigkeit des Programms noch einmal deutlich unterstrich: „Too much blood“, einem bisher nie gecoverten Dancefloor-Titel, folgte das Country-gestylte „Dead flowers“, bevor sich die Band mit „Ruby Tuesday“ schließlich würdig verabschiedete.